In unseren Weihnachtserinnerungen nimmt der Christbaum mit seinem alles überstrahlenden Glanz einen besonderen Platz ein. Bei uns in Österreich gilt er als Symbol für das Weihnachtsfest schlechthin.
Die Heimat des Christbaumes ist das Elsass. In der Gegend rund um Straßburg hat er sich aus einer mittelalterlichen Tradition heraus entwickelt, die ihre Wurzeln im religiösen Leben der Weihnachtszeit entwickelt hat. Ein Bestandteil der kirchlichen Feierlichkeiten war es, den Sündenfall im Paradies nachzuspielen. Mit Äpfeln geschmückte grüne Zweige symbolisierten den Paradiesbaum, der dank des Opfers Jesus wieder Früchte tragen darf. Nachrichten über geschmückte Christbäume finden sich 1561 in Ammerschweier im Elsass, 1604 in Straßburg.
Die Elsässer schmückten in der Vorweihnachtszeit nach einem alten germanischen Brauch ihre Häuser mit Tannenzwiegen. Das Immergrün symbolisierte für sie Schutz und Stärke. Ab dem 17. Jahrhundert begannen sie damit, den Tannenschmuck und die Äpfel des Paradiesbaumes zu kombinieren.
Weitere christliche Symbole ergänzten diesen Schmuck. So die Papierrosen – als Symbol für die Rosen vom Zweig Jesse, an die auch das Weihnachtslied „Es ist ein Ros entsprungen“ erinnert. Die Kerzen des Christbaumes verkünden die Botschaft Jesu: „Ich bin das Licht der Welt.“
Der schon vor dem 17. Jahrhundert beliebte Brauch, die Kinder zu Weihnachten mit Geschenken und Süßigkeiten zu erfreuen, wurde durch den Baum und seinen Schmuck und Naschereien noch verstärkt. So hat der Christbaum dazu beigetragen, dass Weihnachten heute ein Fest ist, bei dem sich alles um die Kinder dreht. Erst im 19. Jahrhundert wurde der Christbaum über die Grenzen Deutschlands bekannt.
Wann und wo stand in Österreich der erste Christbaum?
Protestantische deutsche Bürgerfamilien und Adelige, die zur Kongresszeit nach Wien kamen, brachten den Christbaum-Brauch nach Österreich. 1814 wurde das erste „Christbaumfest nach Berliner Sitte“ in Wien aktenkundig. Der geschmückte Baum befand sich in der Familie des Bankiers Arnstein. Ein Geheimpolizist, der sich unter den Gästen befand, berichtete am 26. Dezember 1814:
Bei Arnsteins war vorgestern nach Berliner Sitte ein sehr zahlreiches Weihbaum- oder Christbaumfest. Es waren dort alle getauften und beschnittenen Anverwandten des Hauses. Alle gebetenen, eingeladenen Personen erhielten Geschenke oder Souvenirs vom Christbaum.
Laut Aufzeichnungen stand im Stadtpalais von Erzherzog Karl 1816 der erste Christbaum. Zwischen 1830 und 1850 hielt der Christbaum Einzug in die bürgerliche Mittelschicht.
Der erste Christbaum vor dem Rathaus in Wien wurde erst nach dem Zweiten Weltkrieg aufgestellt. Seit 1959 wird jedes Jahr von einem anderen Bundesland ein Baum gespendet. Erstmals kam der Baum von Kärnten. 2021 aus dem Burgenland, das in diesem Jahr seine 100-jährige Zugehörigkeit zu Österreich feiert. Die 30 m hohe, mehr als 150 Jahre alte Fichte stammt aus den Esterházy-Forsten im Bezirk Mattersburg. 2019 kam bis dato der höchste Baum nach Wien, mit gewaltigen 39,4 Meter aus der Steiermark.
Warum kommen Kugeln auf den Christbaum?
Die heute nicht mehr wegzudenkenden Glaskugeln gehörten nicht zum ersten Schmuck auf dem Christbaum. Sie entwickelten sich aus dem Apfelschmuck. Aus dekorativen Gründen wickelte man die Äpfel in Goldfolie. Später wurden in der Nachahmung dieser Optik die ersten Glaskugeln produziert.
Zu den Kugeln, die mit ihrem Glanz die ganze festliche Pracht spiegeln, kamen weitere aus Glas gefertigte Motive dazu: Vögel, die ersten Frühlingsboten und Fische, das Symbol der christlichen Gemeinde.
Nachgewiesen als der erste Weihnachtsschmuck sind neben den Äpfeln, Nüsse und Trockenfrüchte. Es symbolisiert Fruchtbarkeit am Weihnachtsbaum, dessen Bedeutung die des ewigen Lebens ist.