Der Weinjahrgang 2024 wird Weinliebhaber*innen mit einer besonderen Charakteristik erfreuen: Trotz der witterungsbedingten Herausforderungen bringt er exzellent gereifte Weiß- und Rotweine hervor. Während die Erntemengen vielerorts unter dem Durchschnitt liegen, verspricht die Qualität der Weine ein außergewöhnliches Jahr, das insbesondere bei den Rotweinen zu den besten der letzten Jahrzehnte zählen könnte.
Witterungsverlauf: Ein Jahr der Extreme
Das Jahr 2024 war ein Paradebeispiel für die Unberechenbarkeit des Klimas. Ein überdurchschnittlich warmer Winter brachte ausreichend Niederschläge, während der Frühling sonnig und warm begann. Die Folge: ein früher Austrieb der Reben, der jedoch durch Spätfröste Mitte April empfindlich getroffen wurde. In manchen Gebieten, wie im Kamptal, in Teilen der Wachau und der Thermenregion, waren selbst Toplagen betroffen.
Der Sommer war geprägt von heißen Temperaturen, insbesondere in Niederösterreich und dem Burgenland, wo wochenlang kaum Regen fiel. Während in einigen Regionen Trockenstress herrschte, verursachten lokale Hagelunwetter teilweise massive Schäden, etwa im Weinviertel oder am Neusiedler See. Eine dramatische Wende brachte Mitte September heftiger Dauerregen mit Überschwemmungen, vor allem nördlich der Donau. Glücklicherweise konnten viele Winzer*innen ihre Trauben bereits vorher ernten. Die nachfolgenden Trauben hatten durch die warme Witterung eine hervorragende Zuckerreife und blieben von Fäulnis weitgehend verschont.
Niederösterreich: Weißwein mit Eleganz, Rotwein mit Fülle
Die klimatischen Turbulenzen spiegeln sich in den Weinen Niederösterreichs wider: Die Weißweine zeigen eine perfekte Balance zwischen Reife und moderater Säure. Insbesondere Grüner Veltliner und Riesling überzeugen durch Sortentypizität und Eleganz, während Burgundersorten von der konzentrierten Traubenstruktur profitieren. Auch autochthone Raritäten wie Roter Veltliner, Rotgipfler oder Zierfandler sowie die immer bedeutenderen PIWI-Sorten versprechen exzellente Ergebnisse.
Besondere Freude herrscht in den Rotweinregionen Thermenregion und Carnuntum, wo tiefdunkle, dichte Weine mit feiner Struktur entstanden sind. Diese könnten das ohnehin hohe Niveau der letzten Jahre noch übertreffen.
Burgenland: Ein Rotweinjahrgang der Extraklasse
Die Wetterkapriolen konnten dem Burgenland wenig anhaben: Die früh gelesenen Weißweine sind kraftvoll und harmonisch, während die Rotweine als absolute Gewinner gelten. Dank kleiner, dickschaliger Beeren mit hohem Zuckergehalt präsentieren sich Blaufränkisch, Zweigelt, Cabernet und Syrah überaus konzentriert und farbintensiv. Auch die Süßweinproduktion war erfolgreich: Rund um den Neusiedler See wurden Ende November hochwertige Botrytis-Weine geerntet.
Steiermark: Strukturierte Sauvignon Blancs und kraftvolle Burgunder
Die steirischen Weinbaugebiete profitierten von einer günstigen Niederschlagsverteilung. Die Weißweine, insbesondere Sauvignon Blanc, zeugen von einer gelungenen Balance aus reifen Fruchtaromen und lebendiger Säure. Burgundersorten wie Weiß- und Grauburgunder sowie Chardonnay präsentieren sich füllig und elegant. Auch für den Schilcher war 2024 ein hervorragendes Jahr: Die fruchtbetonten Weine zeigen ihre charakteristische Frische und Tiefe.
Wien: Feine Weißweine und vielschichtige Gemischte Sätze
Trotz eines schweren Hagelunwetters im August konnte die Wiener Weinlese erfolgreich abgeschlossen werden. Die Weißweine, darunter Wiener Gemischter Satz, Riesling und Weißburgunder, zeigen sich ausgewogen und elegant. Die Rotweine profitieren ebenfalls von den warmen Bedingungen und der intensiven Traubenreife.
Bergland: Qualität trotz schwieriger Bedingungen
In Oberösterreich wurden Weine mit klarem Fruchtprofil und guter Balance gekeltert, auch wenn die Erträge durch Frost und Verrieselung reduziert waren. Kärnten verzeichnete eine gute Zuckergradation der Trauben, während Tirol und Vorarlberg unter Spätfrost und Pilzkrankheiten litten, was zu erheblichen Mengenverlusten führte. Die Qualität der geernteten Weine blieb jedoch erfreulich hoch.
Fazit: Ein Jahrgang mit großem Potenzial
2024 steht für einen Jahrgang mit reifen, gut strukturierten Weißweinen und besonders herausragenden Rotweinen. Während die Erntemenge durch Wetterkapriolen begrenzt wurde, ist die Qualität der Weine vielversprechend. Besonders Rotweinliebhaber dürfen sich auf einen exzellenten Jahrgang freuen, der mit großer Lagerfähigkeit und tiefdunkler Aromatik begeistert.
Für Weinfreunde bedeutet dies: Der Weinjahrgang 2024 wird einer der spannendsten der letzten Jahre – sowohl für den sofortigen Genuss als auch für die Kellerreife.
Foto: © ÖWM / WSNA